Strukturformel | |||
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Allgemeines | |||
Freiname | Ethambutol | ||
Andere Namen | ( S, S )-2-butan-1-ol | ||
Summenformel | C 10 H 24 N 2 O 2 | ||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||
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- Freie Base: 87,5–88,8 °C
- Dihydrochlorid: 198,5–200,3 °C
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten | |
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung Gefahr | |
H- und P-Sätze | H: 360 |
P: 201 ‐ 308+313 |
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Ethambutol, abgekürzt EMB, ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Antibiotika, der bevorzugt zur Behandlung der Tuberkulose, aber auch bei anderen durch Mykobakterien hervorgerufenen Infektionen eingesetzt wird. Er darf nur in Kombination mit anderen antimykobakteriellen Mitteln angewendet werden.
Welche Behandlung bei Tuberkulose?
Therapie – Weiterführende umfassende Informationen zur Therapie der Tuberkulose und der latenten tuberkulösen Infektion finden sich in den jeweils aktuellen AWMF S2k-Leitlinien für Erwachsene (10) bzw. Kinder (17), Anzumerken ist, dass aktuell zahlreiche klinische Studien mit dem Ziel durchgeführt werden, mit Hilfe neuerer Substanzen die Therapiedauern zu verkürzen und auch resistente Tuberkulosen ausschließlich mit oral verabreichbaren Medikamenten zu behandeln.
Tuberkulose ist immer eine behandlungsbedürftige Erkrankung, auch in der Schwangerschaft. Ihre Behandlung erfolgt grundsätzlich mit einer Kombination von Medikamenten, Hierfür gibt es zwei Gründe: Zum einen unterscheiden sich die Tuberkulosemedikamente in ihren Wirkmechanismen und zellulären Wirkorten (wie Zytosol und Lysosom).
Die Wachstumsgeschwindigkeit und unterschiedliche Stoffwechselphasen der Bakterien sowie der pH-Wert am Infektionsort haben hierbei einen Einfluss. Da innerhalb der tuberkulösen Läsionen verschiedene Bakterienpopulationen vorkommen und die Erreger unterschiedlich stoffwechselaktiv sind, ergänzen sich die Medikamente bei einer kombinierten Gabe in ihrer Wirksamkeit.
Sie sollten daher, wenn möglich, gleichzeitig verabreicht werden. Der zweite wichtige Grund für eine Kombinationsbehandlung ist die Vermeidung einer Selektion medikamentenresistenter Bakterien. In den Bakterienpopulationen sind immer auch Erreger vorhanden, die natürlicherweise gegen ein bestimmtes Medikament resistent sind.
Diese Bakterien werden bei einer Monotherapie bzw. bei einer inadäquaten Behandlung, die faktisch einer Monotherapie gleichkommt, selektioniert und können sich dann ungehindert vermehren. Entscheidende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung sind die Wirksamkeit der eingesetzten Medikamente, eine gute Verträglichkeit und ein aktives Management unerwünschter Arzneimittelwirkungen sowie die Mitarbeit der erkrankten Person (gute Compliance bzw.
- Therapieadhärenz).
- Es ist entscheidend, dass die Medikamente korrekt, in der richtigen Dosierung und über die gesamte Behandlungsdauer zuverlässig eingenommen werden.
- Bestehen Zweifel an einer regelmäßigen Medikamenteneinnahme, sollte diese unterstützt bzw.
- Überwacht (als Directly Observed Treatment, DOT ) erfolgen (10)(22)(23),
Auch in Deutschland sind sozioökonomisch benachteiligte und marginalisierte Bevölkerungsgruppen häufiger von Tuberkulose betroffen. Daher ist es wichtig, neben den medizinischen auch psychosoziale und andere Versorgungsaspekte zu berücksichtigen und einer Stigmatisierung entgegenzuwirken (10)(23),
Medikamentensensible Tuberkulose Zur Behandlung der medikamentensensiblen Tuberkulose werden die vier Medikamente der Standardtherapie eingesetzt (früher Erstrangmedikamente genannt): Isoniazid (INH), Rifampicin (RMP), Ethambutol (EMB) und Pyrazinamid (PZA) (10), Bei Resistenzen oder Unverträglichkeiten werden Medikamente der Nicht-Standardtherapie (früher: Zweitrangmedikamente) verordnet (10),
Die Standardtherapie der Lungentuberkulose bei Erwachsenen setzt sich zusammen aus einer initialen Vierfachtherapie mit INH, RMP, PZA und EMB über zwei Monate (Initialphase), gefolgt von einer Zweifachtherapie mit INH und RMP über weitere vier Monate (Kontinuitätsphase).
- Die Gesamttherapiedauer beträgt damit sechs Monate.
- Im Kindesalter – vorausgesetzt, es liegt eine unkomplizierte, medikamentensensible Tuberkulose vor – kann die Therapie wegen der bakterienarmen (pauzibazillären) Ausprägung in der Initialphase mit drei Medikamenten erfolgen (ohne EMB).
- Die Einnahme der Standardtherapie erfolgt als tägliche Einmalgabe – wenn möglich 30 Minuten vor dem Frühstück, da so die besten Medikamentenspiegel erreicht werden können (Dosierungsrechner verfügbar unter www.dzk-tuberkulose.de ).
Kommt es zu einem verzögerten Ansprechen auf die Therapie, muss das Vorliegen einer Resistenz ausgeschlossen, die Zuverlässigkeit der Medikamenteneinnahme überprüft und die Therapie ggf. umgestellt oder verlängert werden. Eine längere Therapiedauer kann auch bei kompliziertem Verlauf der Erkrankung (z.B.
- Befall mehrerer Organe) oder extrapulmonaler Tuberkulose erforderlich sein und wird auch im Fall einer HIV-Koinfektion ohne antiretrovirale Therapie oder mit dauerhaft schlechtem Immunstatus empfohlen.
- Auch aufgrund der therapeutischen Konsequenzen sollte daher bei Diagnose einer Tuberkulose immer eine HIV-Testung angeboten werden.
Bei HIV-Infektion ist aufgrund der möglichen vielfältigen Medikamentenwechselwirkungen immer ein Arzt bzw. eine Ärztin mit Expertise in der Behandlung von HIV/TB-Koinfektionen hinzuzuziehen (10), Medikamentenresistente Tuberkulose Abhängig von Art und Ausprägung der Resistenz sind resistente Tuberkulosen meist schwerer behandelbar und bleiben oftmals länger infektiös.
Besonders bedeutsam ist dabei die multiresistente Tuberkulose, bei der eine gleichzeitige Resistenz gegenüber mindestens INH und RMP und damit den beiden wichtigsten Medikamenten der Standardtherapie vorliegt ( multidrug-resistant Tuberculosis, MDR-TB ). Bei einer prä-XDR-Tuberkulose (XDR steht für extensively drug-resistant Tuberculosis) liegt zusätzlich zur Rifampicin- bzw.
Multiresistenz eine Resistenz gegenüber einem der Fluorchinolone vor. Bei einer XDR-TB bestehen darüber hinaus Resistenzen gegenüber weiteren Medikamenten der Nicht-Standardtherapie. Nach der aktuellen WHO-Definition (24) ist dies neben einem Fluorchinolon mindestens ein weiteres Medikament der Gruppe A (zur Gruppe A nach WHO zählen neben den Fluorchinolonen Levofloxacin und Moxifloxacin derzeit Bedaquilin und Linezolid; Stand März 2022).
Die in Deutschland beobachteten Resistenzraten sind mit leichten Schwankungen in den vergangenen Jahren recht stabil (7), unterscheiden sich jedoch für die unterschiedlichen Geburtsländer der Erkrankten aufgrund der dortigen Resistenzsituation zum Teil erheblich. Bei den in Deutschland geborenen Patientinnen und Patienten bewegt sich die MDR-TB-Rate auf sehr niedrigem Niveau.
Insbesondere bei Tuberkulosekranken, die in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion geboren wurden, werden dagegen hohe MDR-TB-Raten beobachtet, vor allem wenn eine Vorbehandlung bekannt ist. Herkunftsanamnese und Tuberkuloseepidemiologie (5)(6) müssen daher bei Diagnose und Therapieplanung berücksichtigt werden.
Prinzipiell sollte jedoch bei jeder an Tuberkulose erkrankten Person an die Möglichkeit einer Resistenz gedacht und diese ausgeschlossen werden (s. Abschnitt Labordiagnostik ). In Deutschland werden jährlich etwa 80 bis 100 MDR-TB-Fälle diagnostiziert, darunter besteht bei etwa 5-10% eine prä-XDR- oder XDR-TB.
Da Diagnose, Therapie, Betreuung und Umgebungsuntersuchung hier besonders herausfordernd sind, haben diese Fälle eine besonders große Public-Health -Relevanz. Die Therapie komplex resistenter Tuberkulosen muss daher unter Einbindung von spezialisierten Tuberkulosebehandlungszentren erfolgen (10),
Da bei in Deutschland diagnostizierten Fällen von MDR-TB oftmals eine Vielzahl von Medikamenten nicht mehr wirksam sind, kommen von der WHO empfohlene standardisierte MDR-TB-Kurzzeittherapieregime häufig nicht in Frage. Oft erfolgt die Zusammenstellung der Medikamente individualisiert, geleitet von den Ergebnissen der oben beschriebenen Resistenztestungen.
Die MDR-Therapie kann bis zu 18 Monaten dauern und ist somit oftmals deutlich länger als die Standardtherapie der sensiblen Tuberkulose. Mitunter bedarf es auch einer ergänzenden chirurgischen Intervention. Präventive Behandlung der latenten tuberkulösen Infektion (LTBI) Latent infizierte Personen sind weder krank noch infektiös, es besteht jedoch ein Risiko für ein Fortschreiten zur Tuberkulose (Progression).
Dieses Risiko kann durch eine präventive medikamentöse Therapie deutlich verringert werden ( Chemoprävention, Synonyme: präventive Chemotherapie, präventive Therapie der latenten tuberkulösen Infektion) (10)(12)(17), Von einer solchen Behandlung profitieren insbesondere frisch infizierte Kontaktpersonen und Menschen mit Immunschwäche (z.B.
Menschen, die mit HIV-Infektion leben, bei geplanter Behandlung mit TNF-alpha-Inhibitoren und ggf. anderen Biologika). Mögliche Behandlungsregime sind RMP über vier Monate, INH und RMP über drei Monate, oder INH über neun Monate. Aufgrund der höheren Compliance sind die kürzeren Regime zu bevorzugen.
- Für Kinder und Jugendliche wird bei Vorliegen einer latenten tuberkulösen Infektion generell eine Chemoprävention empfohlen.
- Neben dem erhöhten Progressionsrisiko bei jungen Kindern begründet sich diese Empfehlung auf dem in der Regel zeitlich kürzeren Abstand zur Primärinfektion und dem durch eine frühzeitige Erregereliminierung erwarteten langfristigen Nutzen.
Insbesondere Kinder unter fünf Jahren sind anfällig für eine tuberkulöse Infektion, haben ein hohes Progressionsrisiko und ein hohes Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Fällt ein initialer, zeitnah zu einer Exposition durchgeführter immunologischer Test (noch) negativ aus, sollten Kinder unter fünf Jahren daher nach Ausschluss einer Tuberkulose prophylaktisch behandelt werden ( Chemoprophylaxe ).
In Abhängigkeit vom Ergebnis der späteren Kontrolluntersuchung (acht Wochen nach dem letzten infektionsrelevanten Kontakt) wird die Chemoprophylaxe entweder beendet bzw. im Fall einer Testkonversion (Umschlag von negativ auf positiv) als Chemoprävention fortgesetzt (10)(17), Kontaktpersonen von ansteckungsfähigen MDR-TB-Erkrankten sollte bei Diagnose einer latenten tuberkulösen Infektion nach individueller Risiko-Nutzen-Abwägung und nach Konsultation mit einem spezialisierten Tuberkulosebehandlungszentrum eine präventive Therapie angeboten werden (10),
Da sich in seltenen Fällen auch unter einer präventiven Therapie eine Tuberkulose entwickeln kann, muss auf tuberkuloseverdächtige Symptome geachtet und bei entsprechenden Beschwerden die Tuberkulose differenzialdiagnostisch berücksichtigt bzw. ausgeschlossen werden.
Kann man Tuberkulose mit Antibiotika behandeln?
Therapie der Tuberkulose – DEXIMED – Deutsche Experteninformation Medizin – DEXIMED – Deutsche Experteninformation Medizin Die Therapie der Tuberkulose ist sehr anspruchsvoll, da sie über mehrere Monate erfolgt, die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente erfordert und es wachsende Probleme mit multiresistenten Tuberkuloseerregern gibt.
- In den meisten Fällen aber führt die Therapie zur kompletten Heilung.
- Zuletzt bearbeitet: 19.
- Nov.2018 Zuletzt revidiert: 12.
- Nov.2018 Bis in die Mitte des 20.
- Jahrhunderts wurde Tuberkulose mit wechselnden, in der Summe wenig wirksamen Maßnahmen in Sanatorien behandelt, wo der Aufenthalt oft viele Jahre dauerte und bei vielen Patienten mit dem Tod endete.
Man ging davon aus, dass die Lungentuberkulose, die die häufigste Erscheinungsform der Infektionserkrankung ist, durch klare, kalte Luft, reichlich Essen und viel Ruhe ausheilt und der krankheitstypische körperliche Verfall der sogenannten Schwindsucht aufgehalten werden kann.
Heute stützen Ärzte sich bei der Therapie der Tuberkulose auf antibiotische Medikamente, die gegen die Tuberkelbakterien (Mycobacterium tuberculosis) gerichtet sind. Die Therapie ist nichtsdestotrotz immer noch sehr langwierig. Bei einer aktiven Tuberkulose müssen über sechs Monate hinweg mehrere Antibiotika eingenommen werden, um die Tuberkuloseerreger vollständig zu beseitigen.
Welche Antibiotika verordnet werden, hängt vom allgemeinen Gesundheitszustand und etwaigen Grunderkrankungen sowie vom Ergebnis der Resistenzbestimmung der Tuberkelbakterien ab. Auch latente Infektionen, die keine Symptome verursachen, werden in vielen Fällen behandelt.
Die Therapie der Tuberkulose ist Aufgabe von Spezialisten. Bei Verdacht auf eine latente/aktive Tuberkuloseerkrankung werden Sie in eine Spezialabteilung überwiesen. Die aktive Lungentuberkulose ist die einzige ansteckende Tuberkuloseform. Bei ihr ist eine anfängliche Behandlung im Krankenhaus erforderlich.
Im weiteren Verlauf der Therapie sind die Patienten nicht mehr infektiös und können die Behandlung zu Hause fortführen. Besonders schwer erkrankte Personen sind natürlich auf eine Überwachung und Unterstützung im Krankenhaus angewiesen. Auch an Tuberkulose erkrankte Kinder werden in der Regel im Krankenhaus behandelt.
- Da die Therapie der Tuberkulose so kompliziert ist, hat es sich in bestimmten Fällen als hilfreich erwiesen, die Einnahme der nötigen Medikamente unter Aufsicht durchzuführen.
- Wie diese kontrollierte Antibiotikaeinnahme konkret organisiert wird, ist im Einzelfall zu entscheiden.
- Über 90 % der Personen, die sich mit Tuberkulose anstecken, erkranken nicht aktiv, weil ihr Immunsystem die Erreger in Schach halten kann.
Es besteht jedoch das Risiko, dass die Krankheit irgendwann in ihrem Leben ausbricht, in den meisten Fällen auf dem Boden einer chronischen Erkrankung oder eines geschwächten Immunsystems. Um dieses Risiko zu beseitigen, kann eine antibiotische Behandlung auch bei einer latenten Tuberkuloseinfektion durchgeführt werden.
- Personen mit engem Kontakt zu einem an Lungentuberkulose Erkrankten
- Patienten mit einer
- bei Vorliegen anderer Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen (z.B. Diabetes, dialysepflichtige Niereninsuffizienz, Krebserkrankungen)
- Personen mit immunsupprimierender Behandlung (z.B. nach Organtransplantation oder Patienten mit einer Rheuma-Erkrankung, die bestimmte Medikamente wie TNF-Alpha-Hemmer bekommen)
- Personen aus Hochrisikoländern.
Auch bei Schwangeren sollte bei einer kurz zurückliegenden Tuberkulose-Infektion eine präventive Behandlung erwogen werden. Im Kindes- und Jugendalter wird die Behandlung einer latenten Tuberkulose generell empfohlen. Latent an Tuberkulose Erkrankte erhalten 2 unterschiedliche Antibiotika (meistens Rifampicin und Isoniazid).
Es gibt verschiedene Behandlungsschemata, die sich in Dauer und Einnahme der Medikamente unterscheiden. Die Tuberkelbakterien sind hartnäckige Mikroorganismen, die sich nur sehr langsam vermehren, gut vor dem Einwirken der Medikamente verstecken und schnell Resistenzen gegen Antibiotika ausbilden können.
Aus diesen Gründen ist es unerlässlich, die Therapie der aktiven Tuberkulose über einige Monate (meistens 6 Monate) laufen zu lassen und mehrere Antibiotikaklassen zu kombinieren. Bei allen Patienten wird darüber hinaus untersucht, welche Antibiotika wirksam sind.
In den ersten 2 Monaten erfolgt eine intensive Anfangsbehandlung zur Abtötung der Erreger mittels 4 Antibiotika und danach eine weniger intensive Stabilisierungsbehandlung über 4 Monate, für die meist 2 Wirkstoffe ausreichen. Die Medikamente müssen täglich eingenommen werden. In den ersten Wochen der Behandlung der aktiven Lungentuberkulose oder bis keine Ansteckungsgefahr mehr für andere besteht, wird die Therapie stationär im Krankenhaus durchgeführt.
Die wichtigsten Antibiotika gegen Tuberkulose sind Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid und Ethambutol. Es gibt heutzutage Kombinationspräparate, die mehrere (oder alle) Wirkstoffe in einer Tablette enthalten, was die Einnahme erleichtert. Bei Resistenzen oder Unverträglichkeiten kann auf andere Antibiotika ausgewichen werden.
Es stellt aber ein wachsendes Problem in der Tuberkulosebehandlung dar, dass zunehmend Tuberkelstämme auftreten (vor allem in Afrika, Lateinamerika, Asien und Osteuropa), die gegen mehrere der Standard-Antibiotika resistent sind. Eine Tuberkulose, die andere Organe betrifft als die Lunge, wird nach denselben Leitlinien wie die Lungentuberkulose behandelt.
Einzig bei einem Befall der Hirnhäute wird eine längere Behandlung von 12 Monaten empfohlen. Die Behandlungsdauer kann sich verlängern, wenn besonders resistente Baterienstämme ursächlich sind. Während der Behandlung werden Röntgenbilder von der Lunge angefertigt, um den Rückgang der tuberkulösen Veränderungen zu beurteilen.
Der Erfolg der Therapie wird gegen Ende der Behandlungszeit anhand von 2 negativen Bakterienkulturen aus dem Auswurfsekret sichergestellt. Wird die Behandlung nach Empfehlung durchgeführt, ist sie in den meisten Fälle erfolgreich und die Betroffenen sind von der Tuberkulose dauerhaft geheilt. In den anderen Fällen muss die Therapie eventuell umgestellt oder weitergeführt werden.
Früher erfolgte häufig ein chirurgischer Eingriff, mit dem zerstörtes Lungengewebe operativ beseitigt wurde. Solche Eingriffe sind dank der guten Behandlungsmöglichkeiten heute nur in Ausnahmefällen erforderlich. Aufgrund möglicher schädlicher Nebenwirkungen der Tuberkulosemittel an Leber, Nieren und Augen müssen regelmäßig Kontrollen erfolgen.
- Tuberkulose, Untersuchungen
- Tuberkulose, Risiko
- Tuberkulose, Symptome und Beschwerden
- Latente Tuberkulose
- Tuberkulose außerhalb der Lunge
- – Informationen für ärztliches Personal
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
- Dorit Abiry, Doktorandin am Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel, Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
- Robert Koch-Institut. Tuberkulose. RKI-Ratgeber. Berlin, 2023.
- Global tuberculosis report 2022. Genf: World Health Organization; 2022.
- Robert Koch-Institut. Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2019. Berlin 2020.
- Robert Koch-Institut Berlin, Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2020. Berlin 2021.
- Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 2023. Stand 06.12.2022
- Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). S2k Leitlinie: Tuberkulose im Erwachsenenalter. AWMF-Leitlinie Nr.020-019, Stand 2022.
- Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektologie (DGPI). S2k-Leitlinie zur Diagnostik, Prävention und Therapie der Tuberkulose im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr.048-016, Stand 2017 (abgelaufen). PMID: 29017219
- Kassenärztliche Bundesvereinigung. Beschluss des Bewertungsausschusses nach § 87 Abs.1 Satz 1 SGB V in seiner 596. Sitzung am 15. Juni 2022 zur Änderung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM) Dtsch Arztebl 2022; 119(26): A-1210 / B-1010
- Stout JE, Wu Y, Ho CS, Pettit AC, Feng PJ, et al. Evaluating latent tuberculosis infection diagnostics using latent class analysis. Thorax 2018; 73(11): 1062-1070. PMID: 29982223
- Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI), Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). S1-Leitlinie Infektiologische Versorgung von Flüchtlingen im Kindes- und Jugendalter in Deutschland. AWMF-Leitlinie Nr.048-017. Stand 2022.
- Robert Koch-Institut. Vorscreening und Erstaufnahmeuntersuchung für Asylsuchende. Stand 20.11.2015.
- Pfeil J, Kobbe R, Trapp S, et al. Empfehlungen zur infektiologischen Versorgung von Flüchtlingen im Kindes- und Jugendalter in Deutschland – Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, der Gesellschaft für Tropenpädiatrie und Internationale Kindergesundheit und des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte. Monatsschr Kinderheilkd 2015; 163: 1269-86. DOI: 10.1007/s00112-015-0003-9
- Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Dortmund. Liste der Berufskrankheiten. Anlage 1 zur Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) in der Fassung der Vierten Verordnung zur Änderung der Berufskrankheiten-Verordnung vom 10. Juli 2017. Zugriff 29.06.2021
- Mehrtens G, Valentin H, Schönberger A. Arbeitsunfall und Berufskrankheit: rechtliche und medizinische Grundlagen für Gutachter, Sozialverwaltung S.878ff. Berlin: Erich Schmidt Verlag 9: Auflage, 2017.
- DGVU Formtexte für Ärzte: Ärztliche Anzeige bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. www.dguv.de
- World Health Organization. WHO Consolidated Guidelines on Tuberculosis, Module 4: Treatment – Drug-Resistant Tuberculosis Treatment. Geneva: WHO, 2020.
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- BfArM. Fluorchinolone: Einschränkungen in der Anwendung aufgrund von möglicherweise dauerhaften und die Lebensqualität beeinträchtigenden Nebenwirkungen 16.11.18.
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- Kling K, Bogdan C, Ledig T, et al. Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zu Reiseimpfungen. Epid Bull 2021; 14: 1–182.
: Therapie der Tuberkulose – DEXIMED – Deutsche Experteninformation Medizin – DEXIMED – Deutsche Experteninformation Medizin
Wie merkt man ob man Tuberkulose hat?
Was ist Tuberkulose? – Die Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die typischerweise vor allem in der Lunge auftritt. Aber auch andere Organe können betroffen sein. Erreger sind Tuberkulose- Bakterien, die von Mensch zu Mensch in kleinsten Tröpfchen beim Sprechen, Niesen, Husten oder Singen durch die Luft übertragen werden.
- Schätzungen zufolge ist rund ein Viertel der Weltbevölkerung mit den Tuberkulose-Erregern infiziert.
- Die meisten von ihnen bemerken davon aber kaum etwas, weil es dem Organismus gelingt, die Bakterien erfolgreich zu bekämpfen oder sie abzukapseln und damit dauerhaft einzugrenzen.
- Man spricht dann von einer latenten tuberkulösen Infektion,
Die Bakterien können dabei über Jahre im Körper überdauern. Nur bei 5 bis 10 Prozent der Infizierten bricht die Krankheit aus. Die Tuberkulose kann mit unspezifischen Symptomen wie Gewichtsverlust, leicht erhöhter Körpertemperatur, Nachtschweiß und Husten beginnen.
- Aufgrund der Gewichtsabnahme wurde die Krankheit früher als Schwindsucht bezeichnet.
- Die Behandlung der Tuberkulose ist langwierig.
- Das liegt daran, dass die Tuberkulose-Bakterien sehr widerstandsfähig sind und in unterschiedlichen Wachstumsstadien vorliegen, gegen die Ärztinnen und Ärzte verschiedene Medikamente einsetzen müssen.
Für Laien verständliche Informationen zu Tuberkulose bieten auch das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin sowie das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose.
Kann Tbc von alleine heilen?
Mit Antibiotika lässt sich die Krankheit in der Regel gut eindämmen. Unbehandelt kann sie aber tödlich verlaufen. Weltweit sterben daher noch immer rund 1,5 Millionen Menschen pro Jahr an TBC.
Was passiert wenn man Tuberkulose hat?
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- Tuberkulose
Tuberkulose wird durch Bakterien ausgelöst.Die Erreger befallen überwiegend die Lunge und lösen als erstes Zeichen unter anderem Husten aus, können aber auch fast jedes andere Organ betreffen und schwere Erkrankungen auslösen. In den meisten Fällen bricht die Krankheit jedoch nicht aus.
- In Deutschland ging die Zahl der Tuberkulose-Fälle in den letzten Jahrzehnten stetig zurück.
- Der Grund dafür sind verbesserte Lebensumstände sowie eine wirksame Therapie der Krankheit.
- Seit 2009 hat sich die Anzahl der pro Jahr gemeldeten Fälle jedoch kaum verringert, 2015 erstmalig sogar deutlich erhöht.
Diese Veränderungen stehen in Zusammenhang mit Migrationsbewegungen und der älter werdenden Bevölkerung. Weltweit sind immer mehr Tuberkulose-Bakterien resistent gegen die wichtigen Medikamente zur Behandlung. Resistente Erreger verursachen Erkrankungen, die schwerer zu behandeln und oftmals länger ansteckend sind. Von Mensch zu Mensch Tuberkulose wird meist von Mensch zu Mensch übertragen: Bei einer offenen Lungentuberkulose scheiden Erkrankte die Erreger vor allem beim Husten und Niesen aus. Dabei gelangen feinste erregerhaltige Tröpfchenkerne (sogenannte Aerosole) in die Luft und können anschließend von anderen Menschen eingeatmet werden.Tuberkulose ist nicht hochansteckend. Über Nahrungsmittel Weitgehend ausgeschlossen ist in Mitteleuropa eine Übertragung durch Lebensmittel wie Rohmilch, da die Rindertuberkulose hierzulande weitestgehend eingedämmt ist. Befall der Lunge (häufigster Fall) Die Erkrankung beginnt in der Regel mit unspezifischen Beschwerden wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
Es können zudem Fieber, Appetitmangel mit ungewolltem Gewichtsverlust und nächtliches Schwitzen auftreten. Typische Beschwerden sind auch länger bestehender Husten, gelegentlich mit blutigem Auswurf und Schmerzen beim Atmen. Befall anderer Organe (seltener) Breiten sich die Bakterien über die Lymph- oder Blutbahn im Körper aus, können auch andere Organe befallen werden, zum Beispiel Lymphknoten, Rippenfell, Nieren oder Harnwege.
Seltener sind Knochen, Gelenke, Wirbelsäule, Verdauungstrakt oder das zentrale Nervensystem betroffen. Miliartuberkulose und Hirnhautentzündung (sehr selten) Eine sehr seltene, aber besonders gefürchtete Verlaufsform ist die Miliartuberkulose, bei der mehrere Organe befallen werden, sowie die tuberkulöse Hirnhautentzündung.
Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder sowie Menschen mit einer Abwehrschwäche. Eine rechtzeitig erkannte und richtig behandelte Tuberkulose heilt in aller Regel folgenlos aus. Die Infektion kann meist 6 bis 8 Wochen nach der Übertragung nachgewiesen werden. Dies bedeutet aber nicht, dass man erkrankt ist, sondern nur dass das Immunsystem sich mit dem Erreger auseinandersetzt.
Nur etwa 5 bis 10 % der Jugendlichen und Erwachsenen erkranken nach einer Ansteckung. Bei Kleinkindern und Menschen mit ausgeprägter Abwehrschwäche sind es ca.20 bis 40 %. Nach einer Ansteckung mit Tuberkulose-Erregern gibt es drei Möglichkeiten: 1. In der Mehrheit der Fälle bricht die Krankheit nicht aus, weil die körpereigene Abwehr die Erreger eindämmt oder unschädlich macht.2.
- Die Erreger verbleiben zunächst schlummernd im Körper.
- Lässt jedoch die Immunabwehr nach, kann die Erkrankung auch erst nach Jahren bis Jahrzehnten ausbrechen.
- Bei infizierten Kindern bricht die Erkrankung häufiger und oft schon im ersten Jahr nach der Ansteckung aus.
- Erkrankte Kinder haben oft keine typischen Beschwerden, sondern fallen evtl.
nur durch eine verzögerte Entwicklung auf.3. Die Krankheit bricht aus. Ansteckend sind Patienten mit einer offenen Lungentuberkulose, solange sie vermehrungsfähige Erreger mit dem Husten ausscheiden und diese im Auswurf nachweisbar sind. Bei der Einnahme von wirksamen Medikamenten sind Erkrankte meist nach 2 bis 3 Wochen nicht mehr ansteckend. Besonders gefährdet sind enge Kontaktpersonen von Patienten mit einer offenen Lungentuberkulose sowie Menschen mit einer Abwehrschwäche, beispielsweise durch eine HIV-Infektion oder durch Einnahme von Medikamenten, die die Immunabwehr deutlich schwächen, sowie Diabetiker, Alkoholkranke und Kleinkinder.
- Bei Tuberkulose gelten die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes. Das zuständige Gesundheitsamt wird alle notwendigen Schritte ergreifen, um andere Menschen vor der Erkrankung zu schützen.
- Erkrankte, die Tuberkulose-Erreger mit dem Auswurf ausscheiden, werden isoliert, solange sie ansteckend sind. Meist geschieht dies im Krankenhaus, gegebenenfalls auch zu Hause in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt.
- Tuberkulose wird mit einer Medikamenten-Kombination behandelt, die nur zusammen wirksam ist und über mehrere Monate zuverlässig eingenommen werden muss. Dadurch kann die Krankheit geheilt werden. Eine unvollständige oder zu kurze Einnahme der Medikamente kann dazu führen, dass die Erreger resistent, also unempfindlich gegen diese Mittel werden.
- Husten, der länger als drei Wochen anhält, sollte ärztlich beurteilt werden. Bei blutigem Auswurf ist eine sofortige Abklärung erforderlich. Je rascher eine Tuberkulose erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden.
- Beachten Sie streng die empfohlenen Hygienemaßnahmen der behandelnden Einrichtung.
- Eine vorbeugende Behandlung wird empfohlen, wenn nach dem Kontakt mit Erkrankten eine Infektion bei der Kontaktperson nachgewiesen wird. Sie kann den Ausbruch der Erkrankung verhindern. Bei kleinen Kindern sollte aufgrund ihrer besonderen Empfänglichkeit und des höheren Erkrankungsrisikos umgehend nach Kontakt eine vorbeugende Behandlung begonnen werden, auch wenn eine Infektion noch nicht nachweisbar ist. Die Infektion bzw. die Erkrankung können dadurch verhindert werden. Die Einnahme der Medikamente wird ärztlich angeordnet.
Wichtig: Eine Impfung gegen Tuberkulose wird in Deutschland seit 1998 nicht mehr empfohlen. Das örtliche Gesundheitsamt steht Ihnen für weitere Beratung zur Verfügung. Da Tuberkulose gemeldet werden muss, liegen dort Informationen zur aktuellen Situation und große Erfahrung im Umgang mit der Krankheit vor. Weitere (Fach-)Informationen finden Sie auch im Internet auf den Seiten des Robert Koch-Institutes ( www.rki.de/tuberkulose ) sowie des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose ( www.dzk-tuberkulose.de ).
Welche Ernährung bei Tuberkulose?
Ernährung bei Tuberkulose – Da mangelernährte und untergewichtige Personen ein erhöhtes Ansteckungsrisiko aufweisen, wird bei der Therapie dieser Tuberkulosepatienten auf eine kalorienreiche (hochkalorische) Ernährung geachtet, um eine bestehende Mangelernährung auszugleichen.2010 stand eine Fehlernährung laut der WHO auf Platz 2 der Risikofaktoren für Tuberkulose (mit 3,2 %), hinter einer bestehenden HIV-Infektion (26,7 %).
- Insbesondere Patienten, die auch eine HIV-Infektion aufweisen oder im Rahmen einer Krebstherapie eine Chemotherapie erhalten, dient eine adäquate Nährstoffzufuhr.
- Es gibt keine Empfehlungen für die isolierte Zufuhr einzelner Nährstoffe.
- Ziel sollte es sein, bestehende Mängel an Energie und einzelnen Nährstoffen auszugleichen.
Dabei lohnt es sich, den Vitamin D Spiegel überprüfen zu lassen und einen bestehenden Mangel auszugleichen.
Wie schnell steckt man sich mit Tuberkulose an?
Verlauf der Erkrankung – Wenn Sie sich mit Tuberkulose angesteckt haben, bedeutet das nicht, dass Sie auch daran erkranken werden. Von 10 angesteckten Personen wird höchstens eine Person im Laufe ihres Lebens tatsächlich an Tuberkulose erkranken. Wenn Sie sich nur angesteckt haben, ohne anschließend zu erkranken, haben Sie wenige abgekapselte, «schlafende» Bakterien im Körper.
Dabei sind Sie ganz gesund und können diese Bakterien auch nicht weitergeben. Entwickelt sich eine Tuberkulose-Erkrankung, dauert es von der Ansteckung bis zur Erkrankung einige Monate. Der Beginn ist meist schleichend. Die häufigste Form der Tuberkulose, die Lungentuberkulose, äußert sich üblicherweise nur durch uncharakteristische Beschwerden, wie Husten, Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, leichtes Fieber, Nachtschweiß oder Stechen in der Brust.
Es ist aber auch möglich, dass die erkrankte Person gar keine Beschwerden hat. Für eine endgültige Diagnose sind Zusatzuntersuchungen notwendig. Im Falle einer Erkrankung erfolgt eine mehrmonatige Therapie mit mehreren Antibiotika. : Information zur Tuberkulose
Welche Werte sind bei Tuberkulose erhöht?
Tuberkulose: Früherkennung ist essentiell – Für den Erfolg einer Tuberkulose-Behandlung ist es wichtig, die Erkrankung möglichst früh zu erkennen – entweder mit Hilfe einer molekularen Diagnose oder durch die Bestimmung der wichtigsten Risikofaktoren.
Kann man mit Tuberkulose leben?
Leben mit Tuberkulose: Behandlung und Verlauf – Tuberkulose wird mehrere Monate mit einer Kombinationstherapie aus verschiedenen speziellen Antibiotika behandelt. Nehmen Patient:innen Medikamente unvollständig oder zu kurz ein, können die Erreger resistent werden.
Während die Behandlung einer unkomplizierten Tuberkulose ohne nachgewiesene Resistenzen in der Regel über sechs Monate andauert, kann diese im Falle der multiresistenten TB-Variante bis zu zwei Jahre nötig sein. Die Tuberkulose-Therapie kann die Patient:innen dann auch durch deutlich stärkere Nebenwirkungen sehr belasten.1,2 Nach der Erstinfektion kommt es in den meisten Fällen nicht direkt zu einer akuten Erkrankung, da die Bakterien vom Immunsystem eingekapselt werden.
In diesem Zustand können sie ein Leben lang im menschlichen Organismus überdauern. Bei etwa zehn Prozent der Infizierten bricht im Laufe ihres Lebens die Krankheit aus. Für Menschen mit einer Immunschwäche ist das Risiko deutlich höher. Betroffene, bei denen die Krankheit in der Lunge ausbricht, können Menschen in ihrer Umgebung anstecken: Bei einer offenen Lungentuberkulose scheiden sie die Erreger vor allem beim Husten aus – und können sie so per Tröpfcheninfektion übertragen.
Kann man sich auf Tuberkulose testen?
Antikörper-Schnelltests – In den letzten Jahren kamen mehrere freikäufliche Tuberkulose-Tests auf den Markt, die eine Tbc-Infektion noch schneller erkennen sollen. Dazu wird eine geringe Menge Blut auf Tuberkulose-Antikörper getestet. Antikörper sind Eiweiße des Abwehrsystems und werden bei einer Infektion gegen den Angreifer gebildet.
- Bei diesen Schnelltests wird Blut eines Patienten auf eine Kassette mit einem dünnen Papier (Membran) getropft.
- Auf diesem befinden sich weitere Eiweiße, die an Tuberkulose-Antikörper binden.
- Befinden sich solche Antikörper im Blut des Untersuchten, erscheinen auf dem Papier nach etwa 15 Minuten für gewöhnlich zwei farbige Streifen.
Damit gilt der Test in der Regel (je nach Ausführung) als positiv.
Welche Vitamine bei Tuberkulose?
Nehmen Patienten mit Lungentuberkulose zusätzlich zur Behandlung mit Antibiotika Vitamin D in hohen Dosen ein, kann das die Heilung der Tuberkulose beschleunigen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die britische Forscher in der Fachzeitschrift «The Lancet» publiziert haben.
Der Therapieansatz ist nicht neu: Bevor wirksame Tuberkulostatika zur Verfügung standen, wurde Vitamin D in hohen Dosen zur Behandlung der Tuberkulose eingesetzt. Der positive Effekt der zusätzlichen Vitamin-Einnahme zeigte sich in der vorliegenden Studie aber nur bei Patienten mit einem bestimmten Genotyp des Vitamin-D-Rezeptorgens (TaqI), den nur jeder zehnte untersuchte Patient aufwies.
Im Rahmen der Studie erhielten 126 Patienten mit Lungentuberkulose zusätzlich zur Standardtherapie mit Antibiotika entweder viermal 2,5 mg Vitamin D im Abstand von je zwei Wochen oder Placebo. Nach durchschnittlich sechs Wochen (43,5 Tagen) waren bei den Patienten ohne zusätzliche Vitamin-D-Supplementation keine Tuberkulose-Erreger mehr im Sputum nachweisbar.
Bei den Patienten, die zusätzlich Vitamin D erhielten, war das im Schnitt schon nach fünf Wochen (36 Tagen) der Fall. Allerdings profitierten nur Patienten mit TaqI-Genotyp des Vitamin-D-Rezeptors von der Vitamin-D-Einnahme. Bei den anderen Patienten hatte das Vitamin keinen heilungsbeschleunigenden Effekt.
Bemerkenswert ist ein weiteres Ergebnis: Zu Studienbeginn hatten 122 der 126 Patienten (97 Prozent) zu niedrige Vitamin-D-Werte. Laut den Autoren der Studie ist das ein Problem, das viele Tuberkulosepatienten betrifft, sei es wegen mangelnder UV-Strahlung in Großbritannien oder aufgrund von Vitamin-D-armer Ernährung.
Was passiert bei unbehandelter Tuberkulose?
Mittlerweile sind ein Drittel aller Menschen mit Tuberkulosebakterien infiziert (5), ältere Menschen sind besonders gefährdet. Die Erreger sind stärker denn je, übliche Antibiotika helfen oft nicht. Wichtig ist bei einer Infektion eine systematische Vorgehensweise, die auch im häuslichen Bereich vor allem die Hygiene betrifft.
- Neben einem ausreichenden Selbstschutz sollten Sie darauf achten, dass der Erkrankte starke körperliche Anstrengungen vermeidet und sich ausgewogen ernährt.
- Typische Symptome können ausbleiben Tuberkulose ist tückisch: Nur jeder zehnte Infizierte zeigt die typischen Symptome.
- Die Erkrankung tritt vermehrt bei älteren, untergewichtigen, körperlich geschwächten oder chronisch kranken Menschen auf.
Bei den Übrigen verläuft sie still – aber sie können andere Menschen anstecken. Ein gesundes Immunsystem fängt die Erreger zwar ab, doch werden sie nicht getötet. Haben sich Gesunde infiziert, bricht die Erkrankung lediglich in fünf bis zehn Prozent der Fälle aus.
- Stress, Unterernährung und Alkohol können die Krankheit aber noch Jahre später auslösen (1).
- Folgende Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an Tuberkulose zu erkranken: – Höheres Alter – Schwere chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus – Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten (zum Beispiel bei rheumatoider Arthritis) – Tuberkulose-Fälle in der näheren Umgebung – HIV-Infektion – Drogenabhängigkeit – Alkoholismus – Obdachlosigkeit – Aufenthalte in Risikogebieten für Tuberkulose.
Gefährliche Bakterien Tuberkulose ist eine durch Mykobakterien verursachte Infektionskrankheit. In Deutschland kommt praktisch ausschließlich der Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis vor, der üblicherweise über die Luft per Tröpfcheninfektion – also durch Husten, Niesen oder Sprechen – weitergegeben wird.
- Beim im Ausland vorkommenden Mycobacterium bovis kommt es hingegen auch zum Befall anderer Organe, insbesondere des Magen-Darm-Traktes, sodass eine Infektion über Ausscheidungssekrete wie Urin oder Stuhl möglich ist (1, 2).
- Gelangen die Tuberkulosebakterien mit dem Atemstrom in die Lungen, bildet sich in den Folgewochen ein kleiner Primärherd, der zusammen mit den ebenfalls beteiligten Lymphknoten des Lungenhilus als Primärkomplex bezeichnet wird.
Bei guter Abwehrlage heilt der Primarkomplex ab, möglicherweise allerdings unter Bildung von Streuherden. Jahre oder Jahrzehnte nach der Erstinfektion können diese während der Frühphase gesetzten Organherde reaktiviert werden (postprimäre Tuberkulose).
Unbehandelt und bei schlechter Abwehrlage kann eine Tuberkulose zu dauerhaften Organschäden führen (3). Bei der postprimären Tuberkulose ist in über 80 Prozent der Fälle die Lunge betroffen. Aber andere Organe können ebenfalls von der Tuberkulose befallen sein (zum Beispiel Knochen-, Gelenk- oder Urogenitaltuberkulosen).
Bei unzureichender Behandlung oder Immunschwäche, zum Beispiel durch eine HIV-Infektion, kann die Tuberkulose tödlich enden. Dies ist jedoch sehr selten (1, 3). Schwierige Diagnostik Noch immer liegen bei der Tuberkulose derzeit durchschnittlich 1,7 Monate zwischen erstem Arztbesuch und Diagnose.
Die Tuberkulose kann lange Zeit keine Krankheitszeichen zeigen. Falls Ihr Patient über lang andauernden Husten oder eine erhöhte Körpertemperatur mit Nachtschweiß klagt, sollten Sie ihn vorsichtshalber einem Arzt vorstellen, damit dieser die Gründe der Beschwerden klären kann. Die gängigsten zur Diagnose eingesetzten Verfahren sind bakteriologische Untersuchungen, der Tuberkulin-Hauttest, der Interferon-Gamma-Bluttest und Röntgenuntersuchungen der Lunge (1).
Eine sichere Diagnose ist nur durch Erregernachweis in Magensaft und Speichel möglich. Eventuell ist eine bronchoskopische Sekretgewinnung erforderlich. In der Regel wird bei dieser Untersuchung das ausgehustete Sekret (Sputum) oder Sekret aus der Luftröhre oder den Bronchien auf Erreger analysiert.
Für einen mikroskopischen Nachweis der Erreger ist allerdings eine größere Menge an Bakterien nötig. Deshalb ist es üblich, parallel zu den mikroskopischen Untersuchungen einen kulturellen Nachweis der Tuberkulose-Erreger durch Anzüchtung auf einem Nährmedium vorzunehmen. Hierdurch lässt sich auch bei geringerer Bakterienzahl eine Tuberkulose feststellen.
Dieses Verfahren dauert jedoch etwa drei bis vier Wochen (1). Nicht immer ist jedoch ein Erregernachweis möglich – obwohl Ihr Patient unter einer Tuberkulose leidet. Ist der Tuberkulose-Herd in der Lunge komplett abgekapselt, bezeichnet man dies als „geschlossene» Tuberkulose, eine Ansteckungsgefahr für andere besteht nicht.
Bei der „offenen» Tuberkulose hingegen können die Tuberkelbakterien über die Atemwege durch Husten freigesetzt werden. Während bei einer offenen Tuberkulose in Sputum oder Magensaft Tuberkulosebakterien nachweisbar sind, ist dies bei einer geschlossenen Tuberkulose nicht der Fall (3). Der Tuberkulintest prüft die immunologische Reaktion des Körpers auf den Kontakt mit Tuberkuloprotein (Abb.1).
Er wird fünf bis sechs Wochen nach der Infektion positiv. Ein positiver Test beweist lediglich die Auseinandersetzung des Immunsystems mit pathogenen Tuberkulosebakterien oder Impfstämmen, jedoch nicht eine Erkrankung. Umgekehrt kann der Test trotz Vorliegen einer Tuberkulose zum Beispiel bei hochakutem Verlauf oder bei Abwehrschwäche negativ ausfallen (2, 3).
- Die neuen Interferon-Gamma-Tests haben den Vorteil, nur bei Mycobakterium tuberculosis zu reagieren und nicht bei anderen Mykobakterien-Arten.
- Ansonsten ist ihre Aussagekraft mit der des Hauttests vergleichbar.
- Auch sie zeigen nicht an, ob eine aktuelle Tuberkuloseinfektion vorliegt (1).
- Nach wie vor ist die Röntgenuntersuchung – meist ergänzt durch eine Computertomografie (CT) – für die Diagnose wichtig.
Auf Röntgenaufnahmen lassen sich vor allem Tuberkuloseherde in der Lunge gut erkennen, zudem lässt sich das Stadium der Erkrankung ermitteln (1, 3). Wurde eine Tuberkulose diagnostiziert, muss dies umgehend dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Hatten Sie Kontakt zu Ihrem Patienten, ohne dass Sie sich vor einer Infektion schützten, müssen auch Sie gemeldet und untersucht werden (3).
- Sorgfältige Pflege und Hygiene notwendig Wichtig ist eine systematische Vorgehensweise gegen die Krankheit.
- Erkrankte sollten starke körperliche Anstrengungen vermeiden, sich kalorisch ausreichend und ausgewogen ernähren, während der Behandlung auf Alkohol verzichten sowie auf Dauer lungenschädigende Faktoren (beispielsweise Rauchen) vermeiden.
Achten Sie darauf, dass Ihr Patient regelmäßig die ihm verordneten Medikamente einnimmt. Beobachten Sie ihn genau: Wie hoch ist seine Körpertemperatur? Wie ist sein Allgemeinbefinden? Hustet er des Öfteren? Wie sieht das Sputum aus? Leidet Ihr Patient unter Appetitmangel? Messen Sie zweimal wöchentlich das Körpergewicht, um eine eventuelle Gewichtsabnahme feststellen zu können.
- Besonders bei offener Lungentuberkulose sind gewissenhafte Hygienemaßnahmen sehr wichtig, um zu verhindern, dass Ihr Patient andere Menschen oder sogar Sie ansteckt.
- Ihr Patient muss alleine in einem Zimmer untergebracht werden – in der Regel so lange, bis der Erregernachweis im Sputum dreimal negativ war (meist etwa drei Wochen nach Beginn der medikamentösen Therapie).
Erklären Sie Ihrem Patienten, dass er sich beim Husten oder Niesen ein Papiertuch vor Mund und Nase halten soll, um die Anzahl der Keime in der Raumluft möglichst gering zu halten. Ihr Patient sollte mit möglichst wenig Menschen in Kontakt kommen. Er sollte nur von Angehörigen besucht werden, die vorher über die Ansteckungsgefahr und Hygienemaßnahmen aufgeklärt worden sind.
- Schützen Sie sich selbst vor einer Infektion.
- Betreten Sie das Zimmer Ihres Patienten, legen Sie sich vorher einen Mund-Nasen-Schutz an und ziehen einen Schutzkittel und Handschuhe an.
- Seien Sie besonders vorsichtig beim Umgang mit Sputum und vermeiden Sie, angehustet zu werden.
- Benutzen Sie beim Absaugen eine Schutzbrille.
Desinfizieren Sie Ihre Hände zweimal und lassen Sie das Desinfektionsmittel jeweils 30 Sekunden einwirken. Verwenden Sie nur Desinfektionsmittel, die nach der Liste der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM-Liste) wirksam sind, beispielsweiseDesderman® oder Gigasept®.
- In der Regel werden eine laufende Desinfektion patientennaher Flächen und eine Schlussdesinfektion aller erreichbaren Flächen durchgeführt.
- Muss Ihr Patient transportiert werden, sollte er einen Schutzkittel und einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
- Ein chirurgischer Mund-Nasen-Schutz reicht aus.
- Der Mundschutz muss alle zwei bis drei Stunden gewechselt werden, da die Feuchtigkeit der Atemluft die Filterschicht für Bakterien passierbar macht.
Langfristige Therapie Die Erkrankung verläuft über einen längeren Zeitraum. Da sich die Tuberkuloseerreger etwa 50 Mal langsamer teilen als zum Beispiel die regulär vorkommenden Bakterien im Darm und die Keime vor allem während ihrer Vermehrung empfindlich gegenüber Antibiotika sind, muss über eine entsprechend lange Zeit hinweg mit Medikamenten behandelt werden (1).
Bedenken Sie, dass für die Ausbreitung der Epidemie „ein bisschen Therapie» schlimmer ist als gar keine. Wird Ihr Patient falsch oder zu kurz behandelt, werden die Erreger resistent gegen die Medikamente. Der Patient ist nicht geheilt, er erleidet einen Rückfall und verbreitet möglicherweise eine neue Form der Krankheit.
Denken Sie immer daran, dass eine frühzeitige Diagnose und eine konsequente Behandlung Erkrankter entscheidend für die Heilungschancen des Einzelnen, die Unterbrechung der Infektionskette und die Eindämmung von Resistenzentwicklungen sind (3). Literatur: (1) Apotheken Umschau, Ärztlicher Ratgeber.
Tuberkulose, www.apotheken-umschau.de/tuberkulose-A050829ANONI0 13293.html, 2009 (2) Consilium practicum: Handbuch für Diagnose und Therapie, CEDIP Verlag Österreich, 1. Auflage, 2007 (3) Menche, N.: Pflege heute, 4. Auflage, Urban & Fischer. München, Jena 2007 (4) Mutschler, E. et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen kompakt.
Basiswissen Pharmakologie und Toxikologie. Wiss. Verlagsges. Stuttgart 2005 (5) World Health Organization (WHO), Tuberculosis, www.who.int/topics/tuberculosis/en/, 2009
Woher bekommt man Tuberkulose?
Ursache für eine Tuberkulose (Tbc, TB ) ist eine Infektion mit Bakterien aus der Familie der Mykobakterien. Enger Kontakt zu einer erkrankten und infektiösen Person ist die Grundvoraussetzung, um sich mit Tuberkulose anzustecken.
Was ist so schlimm an Tuberkulose?
Ministerin Steffens: Tuberkulose ist heilbar – aber trotzdem gefährlich Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter teilt mit: Wochenlanger Husten, Müdigkeit, Fieber und Appetitlosigkeit − in den meisten Fällen sind diese Beschwerden typische Anzeichen eines grippalen Infekts.
Die Symptome können aber auch durch Tuberkulose (TBC) ausgelöst werden, eine Infektionskrankheit, die in Deutschland keineswegs besiegt ist. „Das Wissen um die Gefahr der Tuberkulose − früher auch als Schwindsucht oder Morbus Koch bezeichnet − muss in der Öffentlichkeit wach gehalten werden», sagte die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens anlässlich des Welt-Tuberkulosetags am 24.
März 2013. „Denn die Krankheit ist ansteckend, und nur durch eine konsequente Behandlung lässt sie sich heilen und damit auch eine Ausbreitung verhindern.» In Deutschland treten nach Angaben des Robert Koch-Instituts in Berlin jährlich immer noch mehr als 4300 Tuberkulose-Fälle auf.
- Trotz rückläufiger Neuerkrankungen bleibt die durch Bakterien verursachte Krankheit, die am häufigsten die Lunge befällt, auch hierzulande eine ernstzunehmende Gefahr.
- Das Risiko, an Tuberkulose zu erkranken, hängt ganz wesentlich von den Lebensumständen ab.
- Gefährdet sind vor allem Beschäftigte im Gesundheitswesen sowie Personen, deren Immunsystem geschwächt ist, zum Beispiel durch Alkoholabhängigkeit, Diabetes oder eine HIV-Infektion.
Auch Menschen mit schlechten Existenzbedingungen, die eine gesunde Lebensführung erschweren, haben ein höheres Risiko. Tuberkulose wird durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Das heißt, die Bakterien gelangen beim Sprechen, Niesen oder Husten in die Luft und auf diesem Weg zu ihrem nächsten Opfer.
- Im ersten Stadium der Erkrankung können allgemeine Symptome wie leicht erhöhte Körpertemperatur, Gewichtsabnahme, Nachtschweiß, Konzentrationsstörungen oder Appetitmangel auftreten.
- Hinzu kommen bei einer Lungentuberkulose Beschwerden wie Husten, Atemnot oder Schmerzen im Bereich der Atemwege.
- Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu blutigem Auswurf beim Husten, bei sehr schwerem Krankheitsverlauf droht ein Blutsturz (starke Organblutungen mit Bluterbrechen oder Bluthusten).
„Auch bei eher harmlos erscheinenden Beschwerden, die über einen längeren Zeitraum aus nicht nachvollziehbaren Gründen andauern, sollten Betroffene eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Mit den heute zur Verfügung stehenden Medikamenten bestehen sehr gute Chancen auf völlige Heilung der Tuberkulose.
- Das erfordert allerdings über Monate oder mitunter auch Jahre eine beharrliche Therapie», erklärt Ministerin Steffens.
- Auch um die Ansteckung weiterer Menschen zu verhindern.» Hintergrund: Tuberkuloseerkrankungen in Nordrhein-Westfalen: Nach Jahrzehnten der stetigen Abnahme von Tuberkulosefällen hat sich der rückläufige Trend sowohl bundesweit als auch in Nordrhein-Westfalen seit 2009 verlangsamt.
Jahr gemeldete Fälle von Tuberkulose in NRW 2011 1075 2010 1052 2009 1102 (Quelle: Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen ) Bei Nachfragen wenden Sie sich bitte an die Pressestelle des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter, Telefon 0211 8618-4246.
Kann man TBC im Blut nachweisen?
Eine Röntgen-Untersuchung der Lunge kann Hinweise auf eine Tuberkuloseerkrankung geben. Weiterhin stehen ein Bluttest und ein Hauttest zur Verfügung. Eine gesicherte Diagnose kann jedoch erst nach Nach- weis des Tuberkulose-Erregers aus geeignetem Unter- suchungsmaterial (z.
Kann man trotz Impfung TBC bekommen?
BCG-Tuberkuloseimpfung nur im frühen Kindesalter wirksam Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelten die französischen Wissenschaftler Albert Calmette und Camille Guérin aus dem Rinder-Tuberkulosebakterium Mycobacterium bovis den nach seinen Entdeckern BCG (Bacillus Calmette-Guérin) genannten -.
- Weltweit jährlich 100 Millionen Kindern bei der Geburt verabreicht, zeigt die BCG-Impfung eine hohe Wirksamkeit im frühen Kindesalter.
- Bislang blieb aber unklar, wie lange diese Wirksamkeit bei älteren Kindern und Erwachsenen anhält – eine Frage, der nun ein internationales Forschungsteam in einer großangelegten systematischen Studie nachging.
Die in der Fachzeitschrift The Lancet Global Health erschienene Studie berichtet über die Ergebnisse einer umfangreichen Meta-Analyse des Impfschutzes von 49.686 Personen, die eine BCG-Impfung bei der Geburt erhielten – unter ihnen auch 1.309 Personen (2,6 Prozent), die trotz Impfung an einer Tuberkulose erkrankten.
- Ein mit 2,5 Prozent vergleichbarer Prozentsatz an Tuberkulose-Infizierten fand sich aber auch in einer von 18.866 ungeimpften Personen.
- Aufgegliedert nach Alter ergab die Studie, dass die BCG-Impfung Kinder unter drei Jahren gegen Lungen-Tuberkulose und Kinder unter fünf Jahren gegen alle Formen der Tuberkulose wirkungsvoll schützt.
Im Gegensatz dazu war der Impfschutz aber bei Jugendlichen und Erwachsenen nicht mehr ausreichend vorhanden, woraus sich die ähnlich hohen Raten an Tuberkulosefällen bei den Geimpften- und Ungeimpften-Kohorten erklären. „Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass über 85 Prozent der Tuberkulose-Erkrankungen bei Erwachsenen auftreten,» erklärt Prof.
Christoph Lange vom Forschungszentrum Borstel, Leiter des Klinischen Tuberkulose-Zentrums am DZIF und einer der Autoren der Studie. „Nur durch neue Impfstoffe, die auch Jugendliche und Erwachsene effektiv vor einer Tuberkulose schützen, kann die Prävention der Krankheit entscheidend verbessert werden.» Derzeit befinden sich mehr als zehn Kandidaten-Impfstoffe gegen Tuberkulose in der klinischen Erprobung.
Vielversprechend erscheint Prof. Lange zufolge eine Modifizierung des BCG-Impfstoffs, die am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin entwickelt wird. Ein weiteres bedeutendes Ergebnis der Studie ist, dass die BCG-Impfung Kinder bis zum Alter von 14 Jahren – über den Schutz vor Tuberkulose hinaus – generell vor dem Tod durch Infektionskrankheiten zu schützen scheint.
- Es wird vermutet, dass hierfür der Effekt der «trainierten Immunität» verantwortlich ist.
- Der Hypothese zufolge führen Impfungen im Säuglingsalter mit einem Lebendimpfstoff zu einer unspezifischen, funktionellen Umprogrammierung angeborener Immunzellen und zu einem unspezifischen Schutz gegenüber anderen Erregern.
Epidemiologische Untersuchungen in Hochinzidenzländern der Tuberkulose zeigen eine deutliche Tuberkulose-unabhängige Reduktion der Säuglingssterblichkeit bei BCG-geimpften Kindern. Besonders interessant ist, dass sich dieser Effekt offenbar auch von BCG-geimpften Müttern auf die Säuglinge übertragen lässt.
Wie sieht die Haut bei Tuberkulose aus?
Wenn Tuberkulose die Haut befällt, kann sie schmerzlose, feste Beulen unter der Haut verursachen, wie sie auf diesem Bild zu sehen sind. Diese Beulen vergrößern sich schließlich und bilden offene Wunden. Vom infizierten Bereich im Körperinneren können sich auch Kanäle bilden, die an die Hautoberfläche führen.
Was passiert mit der Lunge bei Tuberkulose?
Das Eindringen der Tuberkulosebakterien über die Atemwege verursacht in der Lunge eine für diese Krankheit typische Reaktion. Es kommt zunächst zu einer unspezifischen Entzündung in der Lunge. Die Bakterien können gleichzeitig auch über die Lymphbahnen in die umliegenden Lymphknoten oder über die Blutbahnen in andere Organe verschleppt werden, wo sich weitere Entzündungsherde bilden können.
- Vom Immunsystem Immunsystem Das körpereigene Abwehrsystem besteht aus drei Funktionskreisen : (1) Knochenmark als Bildungsort für Immunzellen.
- 2) Verschiedene zentrale Immunorgane wie Thymus (Prägung von T-Lymphozyten) und darmnahe Lymphorgane (für die Prägung von B-Lymphozyten).
- 3) Sekundäre Lymphorgane wie Milz, Lymphknoten und Mandeln (Tonsillen).
Man unterscheidet die so genannte humorale Abwehr (über die Körperflüssigkeiten mit darin enthaltenen Antikörpern und Faktoren aus dem so genannten Komplementsystem) und die zellvermittelte Abwehr (mit B- und T-Zellen, Makrophagen, Antigen-präsentierenden Zellen, Granulozyten u.a.).
aktivierte Entzündungs- und Abwehrzellen bilden einen Wall um die Erreger und versuchen, sie gegen den Rest des umliegenden Gewebes abzukapseln ( Granulombildung Granulombildung Nach Eindringen von Tuberkulosebakterien in den Organismus versucht die körpereigene Abwehr mit Hilfe komplexer Immunmechanismen diese zu bekämpfen.
Es kommt zur Bildung von Granulomen, die aus aktivierten Fresszellen bestehen (d.h. Makrophagen, welche die Erreger in sich aufnehmen), sowie aus den diese umschließenden T-Lymphozyten. Durch spezielle Mechanismen sind die Mykobakterien in erheblichem Ausmaß unempfindlich gegenüber einer intrazellulären Abtötung durch Makrophagen.
Sie können in diesen lange Zeit geschützt vor sich hin schlummern und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder aktiviert werden.). Im Zentrum eines solchen Walls befinden sich dann neben einigen abgetöteten Tuberkulosebakterien auch ruhende, jedoch vitale Erreger, welche durch die Fresszellen ( Makrophagen Makrophagen Fresszellen des Immunsystems, die in den Lungenbläschen (Alveolen) vielerlei Funktionen erfüllen, zum Beispiel die Reinigung der Lunge, indem sie sich Fremdpartikel (Erreger, Staub, Ruß etc.) einverleiben.
Sie sind u.a. aber auch an Entzündungs- und Überempfindlichkeitsreaktionen beteiligt.) nicht erfolgreich bekämpft werden konnten. Wenn dem Körper eine Eindämmung der Infektion erfolgreich gelingt, liegt eine latente tuberkulöse Infektion vor (LTBI), es kann sich aber auch unmittelbar im Anschluss an die Infektion (Primärtuberkulose) oder erst lange Zeit später eine behandlungsbedürftige Erkrankung (Postprimärtuberkulose) entwickeln (siehe auch » Was ist Tuberkulose? «).
- Eine gute Abwehrlage kann zum so genannten Tuberkulom Tuberkulom Das ist ein größerer tuberkulöser Rundherd, bestehend aus einem zerfallenden Zentrum (aufgrund der besonderen Konsistenz dieses Gewebes wird von „Verkäsung» gesprochen) mit umgebendem Granulationsgewebe.
- Führen – einem größeren tuberkulösen Rundherd, bestehend aus einem zerfallenden Zentrum (aufgrund der besonderen Konsistenz dieses Gewebes wird von „Verkäsung» gesprochen) mit umgebendem Granulationsgewebe Granulationsgewebe Darunter versteht man eine bei Entzündungen und bei der Wundheilung auftretende zellreiche, weiche Gewebsneubildung einschließlich kleiner Wärzchen („Granula»).
Findet jedoch keine Abkapselung statt und das käsige, absterbende Gewebe (Gewebsnekrose) im Zentrum des tuberkulösen Entzündungsprozesses gewinnt Anschluss an einen Bronchialast (Bronchus), so kann das keimreiche Material abgehustet werden und es kommt zur Ausbildung von Hohlräumen, den so genannten Kavernen,
- In diesem Fall liegt eine offene Tuberkulose vor.
- Die betroffenen Patienten sind als hochinfektiös anzusehen, da sie in aller Regel viele Bakterien abhusten.
- Die häufigste Entstehungsort der Tuberkulose ist die Lunge ( pulmonale Tuberkulose ; in Deutschland 80% der Patienten).
- Außerhalb der Lunge liegende, extrapulmonale Tuberkulosen betreffen hauptsächlich die außerhalb des Brustraums sitzenden Lymphknoten, das Rippenfell (Pleura) und die Nieren bzw.
ableitenden Harnwege (Urogenitaltuberkulose). Weitere, vergleichsweise selten betroffene Organsysteme sind Knochen bzw. Gelenke, Wirbelsäule, Verdauungstrakt sowie Hirnhaut (Meningitis tuberculosa) und das zentrale Nervensystem.
Wie lange muss man bei Tuberkulose im Krankenhaus bleiben?
Vier Wochen in der Isolation: Tuberkulose-Therapie in Frankfurt Geräumig: Auf der Isolierstation hat jeder TBC-Patient ein Doppelzimmer für sich Bild: Lena Grimm W er hierher kommt, bleibt länger. Mindestens vier Wochen. So lange dauert es in der Regel, bis eine Tuberkulose nach Beginn der Antibiotika-Therapie nicht mehr ansteckend ist.
Und so lange werden die Kranken nach Auskunft von Klaus Strobel, Chefarzt der Inneren Medizin II am Katharinen-Krankenhaus in Seckbach, auch heute noch isoliert. Wenn die Patienten auf die Kombitherapie mit mehreren Antibiotika nicht ansprechen oder die Medikamente wegen starker Nebenwirkungen ausgetauscht werden müssen, kann die stationäre Behandlung auch länger dauern.
Seit das von katholischen Schwestern geführte Krankenhaus 1960 eröffnet wurde, gibt es dort eine Isolierstation. Vor fünfzig Jahren war sie neben jener an der Uniklinik die einzige derartige Einrichtung in Frankfurt.2004 wurde für die Infektiologie neben dem Haupthaus an der Seckbacher Landstraße ein neuer dreistöckiger Zweckbau eröffnet.
- Statt früher 50 Betten stehen nur noch 30 zur Verfügung.
- Doch meist sind weniger Patienten im Haus untergebracht.
- Denn auf der Tuberkulosestation werden die geräumigen Doppelzimmer nur mit jeweils einem Patienten belegt.
- Zugang nur mit elektronischem Ausweis Auf den ersten Blick ist an dem Gebäude nichts ungewöhnlich.
Die Patientenzimmer auf der Rückseite haben sogar einen Balkon. Innen jedoch machen Schilder darauf aufmerksam, dass es sich um eine Infektionsabteilung handelt. Der Zugang ist nur mit elektronischem Ausweis oder nach Klingeln und Anmeldung bei den Schwestern möglich.
Bevor Besucher auf die Station gelangen, müssen sie durch sogenannte Schleusen: Vorräume, in denen Desinfektionsmittel bereit stehen. Besucher erhalten zum eigenen Schutz eine Maske für Mund und Nase und werden auf die Notwendigkeit der Handdesinfektion hingewiesen. Die Isolierstation in Seckbach steht im Notfallplan der Stadt für den Seuchenfall nicht an erster Stelle.
Zunächst werde jene in der Universitätsklinik belegt, heißt es im Gesundheitsamt. Dorthin sollen auch Notfallpatienten vom Flughafen gebracht werden. Allerdings hätte die Stadt im vergangenen Winter bei einer Ausbreitung der Neuen Grippe die Station im Katharinen-Krankenhaus mit belegt, berichtet Strobel.
Bei Bedarf könne dort sogar die Raumluft über eine Anlage mit speziellen Filtern gereinigt werden. Besondere Hygiene zu beachten Von Anfang an stellten jedoch Tuberkulosekranke einen Großteil der Patienten der Station. Früher wurden auch noch Menschen mit Hepatitis isoliert, wie der Infektiologe berichtet.
Heute würden dagegen zum Beispiel Patienten mit unspezifischen Durchfällen aufgenommen. Bei den oft hoch ansteckenden Magen-Darm-Infektionen müsse auf eine besondere Hygiene geachtet werden. Vor allem mit dem Norovirus Infizierte kämen in das abseits stehende Gebäude, weil dort die nötigen Desinfektionen routinemäßig vorgenommen würden, sagt der 54 Jahre alte Mediziner.
Patienten, bei denen die Diagnose erst später gestellt wird, bleiben nach seiner Auskunft auf ihren Zimmern im Haupthaus. Ein Transport berge immer auch ein Ansteckungsrisiko, erläutert Strobel, der zugleich Hygienebeauftragter des Krankenhauses ist. In Frankfurt erkranken nach Angaben des Gesundheitsamts jährlich etwa 100 Menschen an der meldepflichtigen Tuberkulose, die sich über Speicheltröpfchen überträgt.
Außer dem Katharinen-Krankenhaus, in dem etwa die Hälfte der Tuberkulosepatienten untergebracht wird, nehmen das städtische Klinikum in Höchst und die Universitätsklinik Infizierte auf. Da die Krankheit lange bis zu ihrem Ausbruch braucht, wird sie meist erst bemerkt, wenn sich Symptome einstellen.
Dazu gehören Gewichtsverlust, Nachtschweiß und chronischer Husten. Weit mehr als die Hälfte aller Infektionen bringen die Patienten aus dem Ausland mit. Oft handelt es sich bei den Betroffenen um Einwanderer aus Osteuropa oder Afrika, wie Udo Götsch erläutert, der die Infektiologie beim Gesundheitsamt leitet.
Teils haben sie die Krankheit schon bei der Umsiedlung gehabt, teils bei Heimatbesuchen erworben. Gesundheitsamt betreut Patienten weiter In der Regel bekommen nur Menschen mit schwachem Immunsystem Tuberkulose. Deshalb finden sich nach Götschs Auskunft überdurchschnittlich viele Alkohol- und Drogenabhängige unter den Patienten.
- Eine schlechte Ernährung begünstige den Ausbruch des Leidens ebenso wie eine Vorerkrankung, etwa Diabetes oder Asthma.
- Besonders bedrohlich ist die Krankheit für HIV-Infizierte.
- Zu den Patienten gehören auch Wohnsitzlose.
- Wer in Frankfurt länger in einer Obdachlosenunterkunft bleibe, werde routinemäßig geröntgt und auf Tuberkulose untersucht, berichtet Götsch.
Diese Patienten werden vom Gesundheitsamt über den Aufenthalt im Krankenhaus hinaus betreut, damit sie die medikamentöse Therapie nicht abbrechen. Die Zusammenarbeit klappe sehr gut, sagt Strobel. Bis zu acht Monate lang müssten die Antibiotika eingenommen werden.
Nur wer sich völlig der Therapie verweigere, komme heute noch in eine geschlossene Lungenanstalt. Sorgen bereiten den Ärzten allerdings Antibiotika-Resistenzen der Tuberkulosebakterien. Vor allem in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion werde eine Zunahme derartiger Fälle verzeichnet, berichtet Strobel.
Wenn die Standardtherapie nicht helfe, müsse auf andere Antibiotika zurückgegriffen werden, die mehr Nebenwirkungen hätten oder weniger schnell wirkten. Das verlängere die Behandlungszeit. Allerdings kommen nach Götschs Worten derartige Resistenzen in Frankfurt bei maximal 15 Prozent der Erkrankten vor, und gefährliche Multiresistenzen sogar nur bei zwei Prozent.
Warum ist die Tuberkulose so gefährlich?
Tuberkulose und Cholera, Pest und Pocken, Typhus, Diphtherie und Fleckfieber zogen in den vergangenen Jahrhunderten wie die apokalyptischen Reiter über die Erde und somit auch über das Gebiet des heutigen Baden-Württembergs und vereitelten nicht selten die Pläne von Feldherren und Politikern.
- Eine so gefährliche Volkskrankheit wie die Tuberkulose ist in letzten 50 Jahren in unserem Bundesland stark zurückgedrängt worden.
- Ob damit die Gefahr für alle Zeiten gebannt ist, scheint aus heutiger Sicht fraglich.
- Tuberkulose – früher in Deutschland als Schwindsucht bezeichnet – ist eine Infektionskrankheit, die durch die Bakterienart Mykobakterium tuberculosis verursacht wird.
Die Tuberkulose befällt in erster Linie die Lunge. Von dort aus kann sich die Infektion über die Blutbahn auch auf andere Organe – wie die Knochen, die Harnwege, den Darm und die Haut – im Körper ausbreiten. Die Ansteckung erfolgt in der Regel durch die Einatmung infizierter Speicheltröpfchen.
- Die Krankheit verlief bis zur Entdeckung und Anwendung von Antibiotika in den meisten Fällen tödlich.
- So war in den USA die Tuberkulose im Jahr 1900 noch die häufigste Todesursache überhaupt.
- Im Zeitraum 1902/04 wurden im Deutschen Reich 285 918 Tuberkuloseerkrankte als Zugänge in den allgemeinen Krankenhäusern registriert.
Die Gartenlaube, das damals auflagenstärkste illustrierte Blatt Deutschlands, prangert im Heft 1 des Jahrgangs 1891 die durch Tbc verursachten Zustände folgendermaßen an: » Der siebte Teil der Menschheit erliegt der Lungenschwindsucht, dass, um Zahlen in ihrer brutalen Nüchternheit sprechen zu lassen, in Deutschland jährlich durchschnittlich 160 000 Menschen dieser bisher ungezügelten Krankheit zum Opfer fallen, und dass diese sich größtenteils in einem sonst in der Vollkraft der Entwicklung stehenden Lebensalter befinden.« Wie stark die Tuberkulose wütete, zeigt sich auch noch Jahrzehnte später.
- Laut den Todesursachenstatistiken starben 1923 in Württemberg 3 608 Personen an Tuberkulose; das waren 9,9 % aller Gestorbenen.
- In Baden erlagen im gleichen Jahr 3 913 oder 12,1 % aller Gestorbenen der Tuberkulose (siehe Tabellen 1 und 2).
- Bei der Zunahme der Tbc ist eine besonders starke Korrelation mit Notzeiten, wie sie in Deutschland nach den beiden Weltkriegen und zur Zeit der Hochinflation der Weimarer Republik herrschten, zu verzeichnen.
Ungesunde, feuchte Wohnungen, mangelnde Hygiene, schlechte, oftmals einseitige Ernährung, ungenügende Gesundheitsvorsorge und das Zusammenleben vieler Menschen auf engstem Raum förderten seit Beginn der Industrialisierung die Ausbreitung der Tuberkulose in der westlichen Welt.
Welche gesellschaftliche Relevanz diese Krankheit besaß, lässt sich auch daran ermessen, dass zwei der bedeutendsten Dichter Deutschlands des 20. Jahrhunderts ihr breiten Raum in ihrem literarischen Werk einräumten. Thomas Manns »Zauberberg« spielt ausschließlich in einem Schweizer Lungensanatorium und in Carl Zuckmayers Drama »Der Hauptmann von Köpenick« stirbt ein junges Arbeitermädchen an einer damals nicht therapierbaren Tbc.
Im Wirtschaftswunderland Baden-Württemberg ging die Zahl der an Tuberkulose Erkrankten von 63 600 im Jahr 1953 auf 4 500 im Jahr 1983 drastisch zurück. Die Ursachen für den Rückgang waren neue Medikamente, Röntgen-Reihenuntersuchungen, der Bau neuer und gesunder, das heißt trockener und gut beheizbarer Wohnungen und eine deutliche Verbesserung der Ernährung.
Die Tuberkulosekliniken des Landes – wegen ihres quarantäneartigen Ambientes umgangssprachlich auch »Hustenburgen« genannt – schlossen oder verlagerten ihr Aufgabenspektrum. Der Krankheit wurde in Baden-Württemberg wie in allen Industriestaaten der westlichen Hemispäre durch die stationäre Langzeitbehandlung mit den so genannten Antituberkolitika viel von ihrem Schrecken genommen.
Die Epidemiologen hofften zum ersten Mal um 1990, die Krankheit zumindest in den Industriestaaten besiegen zu können. Für das Jahr 2003 verzeichnete das Robert-Koch-Institut 1 903 neue Fälle von Tuberkuloseerkrankungen in Baden-Württemberg; damit ist auch hier ein dezenter Rückgang auf sehr niedrigem Niveau für die letzen 10 Jahre zu verzeichnen.
Weltweit stellt die Tbc weiterhin eine riesige Bedrohung dar. Mit derzeit jährlich 2,5 Millionen Todesfällen verursacht Tuberkulose neben Aids global die meisten Opfer unter den Infektionskrankheiten. Im März 2004 warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nachdrücklich vor einer weltweiten Gefahr durch antibiotikaresistente Tuberkulosebakterien.
Bereits 50 Millionen Menschen sind mit multiresistenten Stämmen infiziert und jährlich erkranken 300 000 an dieser Form, die mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr behandelt werden kann. In Osteuropa und Zentralasien haben die Antibiotika-Resistenzen erschreckende Ausmaße angenommen.
- Die Resistenz gegenüber Medikamenten ergibt sich vielfach dadurch, dass die Antibiotika nicht über die gesamte erforderliche Dauer eingenommen werden – sei es wegen der Unachtsamkeit der Patienten, ungenügender medizinischer Ausbildung oder mangelnder staatlicher Unterstützung für die Medikamente.
- Die Tbc-Bakterien erhalten somit die Möglichkeit, Abwehrkräfte gegen die Wirkstoffe zu entwickeln.
Laut dem Robert-Koch-Institut stammt rund ein Viertel der derzeit akut an Tbc erkrankten Menschen in Deutschland aus Zentral- und Osteuropa, fast 6 % dieser ausländischen Patienten leiden an antibiotikaresistenten Formen der Tbc. Dies kann mittelfristig für ein Bundesland wie Baden-Württemberg, dessen Bevölkerung sich durch eine hohe Mobilität in den Bereichen Zuwanderung und Tourismus auszeichnet, zu einem Problem werden.